Scott

Wichtige Infos:
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Kurzbeschreibung:
Angsthund

Rasse:
Mischling
Geschlecht:
männlich
Geburtsdatum:
08.08.2015 (8.7 Jahre)
Lebensabschnitt:
adult
Aufnahmedatum:
17.07.2017
Verträglichkeit:
Scott mag männliche und weibliche Artgenossen

Sonstiges:
Spezialkenntnisse erforderlich

Pate(n):
Liane Reidock, Stefanie & David Vilar Benet


Scott ist über einen anderen Verein zu uns ins Tierheim gekommen. Er soll vorher in Portugal auf einem Hof einer älteren Dame mit bis zu 100 anderen Hunden zusammen gelebt haben. Seit 2017 hat Scott, der als Junghund leider offensichtlich keine (gute) Sozialisierung auf Menschen und klassische Umweltreize erfahren hat, eine in den ersten Jahren langsame und zarte, dann immer schnellere und für seine Situation beeindruckende Entwicklung hingelegt. Ganz unten beschreiben wir seine ganze Entwicklung im Detail. Zuerst aber die Infos zum aktuellen Stand:

Scott ist ein sehr freundlicher und friedlicher, aber unheimlich sensibler Rüde, der im Notfall in den Fluchtmodus schaltet. Zu Menschen, die sich ruhig und natürlich verhalten, sucht er schnell, aber vorsichtig Kontakt... er ist geradezu neugierig geworden. Sogar ihn sanft mit dem Handrücken zu streicheln ist meist schnell möglich, wenn man sich behutsam verhält. Ist der Mensch allerdings laut und macht plötzliche Bewegungen, so ist Scott genauso schnell wieder über alle Berge. Aufgrund seiner Vorgeschichte kann man ihn getrost als sogenannten „Angsthund“ einordnen. Aggressionsverhalten gegen Menschen zeigte Scott selbst während früherer Panikattacken zu keinem Zeitpunkt. Ein Anfänger- und Familienhund ist Scott nicht und auch nur etwas für absolut ruhige Haushalte ohne Trubel, mit besonnenen, geduldigen Menschen, die nicht zu viel von Scott erwarten, sondern ihn nach seinen Möglichkeiten fördern. Bereits vorhandene Erfahrung mit Angsthunden/teilsozialisierten Hunden ist sehr von Vorteil. Ein „stinknormaler Familien-/Begleithund“ wird Scott trotz aller Fortschritte nicht mehr werden, dessen sollte man sich bewusst sein.

Mit vertrauten Personen und in vertrauter Umgebung geht Scott gerne spazieren. Er ist unterwegs für seine Verhältnisse nicht mehr so leicht aus der Ruhe zu bringen. Selbst wenn er in eine blöde, ihn verunsichernde Situation kommt, verfällt er nicht wie früher in seine Panikattacke, sondern fängt sich nach einem starken Zucken oder Zurückschrecken mit Unterstützung seines Menschen schnell wieder. Vergleicht man ihn mit seinem früheren Ich, so kann man ihn heute quasi als coole Socke bezeichnen. ;) Nervös macht es Scott vor allem noch, wenn man unterwegs stehen bleibt. Das irritiert ihn und er fängt an, um den Menschen zu „kreiseln“ bis dieser weitergeht. In Bewegung ist Scott sehr angenehm an der Leine, er zieht nicht, sondern hat ein eher gemächliches Tempo. Gewöhnlicher Straßenverkehr ist für Scott erträglich, er geht normal an lauten Fahrzeugen vorbei und überquert Straßenkreuzungen. Mitten in der City mit zig Menschen, Fahrrädern und Autos vor der Haustür sollte sein neues Heim dennoch nicht gerade gelegen sein – zu viele Reize können ihn natürlich immer noch überfordern. Damit nichts passiert, geht Scott doppelt gesichert an einem Sicherheitsgeschirr Gassi.

Mit Artgenossen ist Scott in der Regel sehr gut verträglich, wobei er die Anwesenheit von Hündinnen der von Rüden klar vorzieht. Andere Jungs toleriert er und sucht von sich aus keinen Streit, lässt sich aber im schlimmsten Fall auch nicht die Butter vom Brot nehmen. Ein bereits vorhandener, ihm sympathischer Hund im neuen Zuhause wäre für ihn ein Geschenk und würde seiner Entwicklung und Wohlbefinden sehr gut tun. Im Tierheim ist er in Anwesenheit anderer Hunde wesentlich aufgeschlossener und mutiger, er fühlt sich dann uns gegenüber weniger „auf dem Silbertablett präsentiert“. Scott ist mittlerweile aber auch durchaus in der Lage und gewillt sich auf bestimmte Menschen einzulassen, wenn diese ihm gut tun. (Früher wäre nur eine Vermittlung zu einem anderen Hund vertretbar gewesen, als Scott noch nicht von selbst eine Bindung zu uns „gruseligen Menschen“ aufbauen konnte.) Ein langes Kennenlernen über mindestens einige Wochen ist in jedem Fall zu erwarten – auch von Rückschritten in einer neuen Umgebung muss man erstmal ausgehen.

Ins Auto zu steigen ist für Scott noch eine große Herausforderung. Ziemlich gut klappt das Einsteigen über eine seitliche Schiebetür mit niedrigem Einstieg und großem Innenraum wie z. B. bei einem VW Bulli. Von anderen Versionen ließ sich Scott bisher nicht überzeugen, das muss noch geübt werden. Wir verbinden das Autofahren bei uns positiv mit einem kleinen Ausflug ins Grüne und Scott hat sich schon etwas an diesen Ablauf gewöhnt, ist aber während der Fahrt noch nervös und hechelt viel.

Ob Scott im neuen Zuhause alleine bleiben könnte, lässt sich nicht so leicht voraussagen. Im Tierheim verhält Scott sich die meiste Zeit sehr ruhig. Bei Nervosität kaut er aber schon mal auf harten Sachen herum (z. B. auf der Kante von seiner Liegeschale). Da Scott das Leben in einem Haus/einer Wohnung bisher nicht gewohnt ist, muss man beim Thema Stubenreinheit davon ausgehen, ganz von vorne wie bei einem Welpen zu beginnen. Ein gut gesicherter Garten würde Scott und seinem Menschen die Eingewöhnung an dieser Stelle sehr viel einfacher machen.

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Scotts Entwicklung im Detail:

Offensichtlich wurde Scott als Junghund leider überhaupt nicht auf Menschen sozialisiert und lernte die menschliche Hand vielleicht erst kennen, als der Hof in Portugal aufgelöst und er eingefangen wurde. Scott hatte also nicht viel Grund irgendetwas Positives mit uns Menschen (außer Futter...?) zu verknüpfen. In unserem Tierheim angekommen, ließ er sich die ersten zwei Jahre nicht von sich aus anfassen. Allein die Befürchtung, wieder eingefangen oder irgendwie fixiert zu werden, konnte ihn dazu bringen, in wilder Panik gegen Wände zu springen, zu schreien und dabei Darm, Blase und Analdrüse zu entleeren.

Die erste wirkliche Freude konnten wir ihm damit bereiten, dass er neben dem eigenen Außenauslauf und den für ihn so wichtigen Artgenossen auch möglichst schnell Zugang zu unserem großen Hundeplatz erhielt, was zum täglichen Highlight für ihn wurde. Dank der Begleitung seiner Hundefreunde entwickelte er Routine darin, mit uns Menschen "kontaktlos" mitzukommen und nach dem Spielen und Erkunden auf dem Hundeplatz wieder selbst zurück in sein Zimmer zu laufen.

Der nächste Meilenstein war, dass Scott anfing, sich bei einigen vertrauten Personen gerne in der Nähe aufzuhalten, wenn diese sich ruhig ins Zimmer setzten, etwas lasen oder schliefen - allerdings ausschließlich mit einem deutlichen Sicherheitsabstand. Er nahm sogar bald Leckerlies aus der Hand und konnte aus der Hand gefüttert werden. Die Freundschaft endete aber sofort, sobald man nur ansatzweise den kleinen Finger (ohne Futter) in Scotts Richtung streckte, dann suchte er sofort das Weite und kam an diesem Tag auch nicht wieder näher.

Der Fortschritt stagnierte fürs Erste und machte erst einen Sprung, als Scott regelmäßig vor lauter Vorfreude auf dem Weg zum Hundeplatz vor der Zimmertür seinen Sicherheitsabstand vergaß und winzige, beiläufige Berührungen möglich wurden. Da diese anfangs nur sehr, sehr kurz waren und sofort danach seine Lieblingsbeschäftigung folgte, ließ Scott diese "Unverschämtheit"  durchgehen, ohne wieder sofort negative Konsequenzen zu ziehen. Im Gegenteil - nachdem er einige Wochen registrierte, dass nach der Berührung nichts Schlimmes mehr folgte, ging er überraschend (quasi von einem Tag auf den anderen) von sich aus zu den beiden Kolleginnen, die schon früher viel Zeit bei ihm verbrachten und denen er am meisten vertraute, und fing an, sich freiwillig schüchtern streicheln zu lassen.

Nachdem das Anfassen nun endlich ohne große Panik möglich geworden ist, fingen wir an, ihn langsam an das Gefühl zu gewöhnen, etwas am Körper zu tragen. Zu Beginn war dies nur ein leichtes Halsband, dann irgendwann ein leichtes Geschirr, dann ein Sicherheitsgeschirr etc. - aber erstmal monatelang ohne eine Leine daran zu befestigen, da dies das zarte "Fortschrittspflänzchen" gleich wieder zerstört hätte. Jedes Gefühl von "Zwang" und "festgehalten werden" triggerte bei Scott sofort wieder die alten Panikattacken.

Bald legte er sich bei seinen Lieblingstierpflegerinnen sogar auf die Seite und genoss es, gekuschelt und gebürstet(!) zu werden. Auf Zuruf kam er auch schon direkt zu ihnen gelaufen. Und so machte Scott immer weiter Fortschritte bis zum heutigen Stand.

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Schreiben Sie uns bei Interesse gerne eine E-Mail an info@tierheim-elmshorn.de mit einer kleinen Beschreibung zu sich selbst, der eigenen Lebenssituation, dem Erfahrungsstand zur Hundehaltung und Ihrer Rufnummer. Alternativ erreichen Sie uns zu den Bürozeiten Montag, Mittwoch, Freitag und Samstag von 14:30 bis 17:30 Uhr telefonisch unter 0412184921.

Gewicht: 26 kg
Schulterhöhe: ~ 57 cm

 

letzte Überarbeitung des Textes: 26. Juni 2023

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